die schauspielerinnen Nina Rothemund und monica baumgartner
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die textstellen sind im comment auffindbar
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woelfin - am Dienstag, 1. April 2003, 18:03 - Rubrik: Nichtrauchen
woelfin meinte am 1. Apr, 18:04:
rothemund baumgartner
„Ich spiele fast alles“Nina Rothemund würde wohl nicht widersprechen. Die Münchnerin steht am Anfang ihrer Karriere. Obwohl ihr Vater Regisseur ist, seien unendlich viel Zähigkeit, Geduld und Disziplin nötig, um sich in der Branche einen Namen zu machen.
» Der Anfang ist am schwersten. «
Nina Rothemund
Allein das Problem, als Newcomer ein vorzeigbares Demoband mit Filmszenen zu produzieren! „Der Anfang ist am schwersten“, sagt die 27-Jährige, die endlich genügend Geld als Schauspielerin verdient, um ihre Miete zu zahlen. Natürlich hilft es, wenn man, wie Nina Rothemund, die Sache mit der Karriere eher gelassen sieht. „Klar, ich träume von der großen Hauptrolle, in der ich einen Charakter entwickeln kann – aber bis es soweit ist, spiele ich fast alles, was an Angeboten reinkommt.“
Was hat sie nicht schon alles gemacht, um über die Runden zu kommen – Partyservice, Werbung, Mitarbeit in einer Internet-Firma. „Ich finde es wichtig, als Schauspielerin ein zweites Standbein zu haben“, sagt sie. Nicht verzweifeln an den Leer- und Wartezeiten, den ständigen Ortswechseln und dem Leben aus dem Koffer: Auch das hat sie während ihrer Ausbildung an einer Schauspielschule in New York gelernt.
» Ich stehe wahnsinnig gerne vor der Kamera, aber es gibt auch das Leben draußen. «
Nina Rothemund
Zehn Monate studierte sie in einem Actor’s Studio: eine Erfahrung, die sie jetzt nutzt. „Wir haben gelernt, dass Schauspielerei Teamarbeit ist.“ Klingt einleuchtend, aber nicht selbstverständlich in einer Branche, in der Eitelkeit dazugehört. Ein wenig hat sich ihre Perspektive verschoben, seit sie ihren Freund kennt. Der arbeitet für die Vereinten Nationen auf dem Balkan – in einem Industrieort, wo die Luft so verpestet ist, dass man oft die Hand vor den Mund hält. „Für mich hat sich dort einiges relativiert. Ich stehe wahnsinnig gerne vor der Kamera, aber es gibt auch das Leben draußen. “
Schon komisch, diese Schauspielerei. So unberechenbar. Und manchmal so schön, dass man alles andere vergisst. Aber wie ist die Realität jenseits der Oscar-Seligkeit, die seit Caroline Links Triumph in Hollywood die Münchner Filmbranche ergriffen hat? Wie sieht so ein Leben für die Bühne und vor der Kamera aus – und wie kommt man hin?
Monika Baumgartner hat schon viel erlebt, Freude und Leid des Berufs. Gerade aber befindet sie sich in einer anderen, realeren Welt – sie führt den Besucher durch ihren Einrichtungsladen „Hermanas“ in der Kazmairstraße. Polsterstoffe und Gardinenrollen, Markisen oder Vorhänge: All das verkauft sie gemeinsam mit ihrer Schwester in ihrem kleinen Geschäft im Westend. „Die Kunden sind oft erstaunt, wenn ich bei ihnen eine Vorhangstange montiere: ,Sie kenn’ ich doch aus dem Fernsehen?‘“ Es ist Mittagspause, deshalb hat Frau Baumgartner Zeit, von ihrem Doppelleben als Einzelhändlerin und Schauspielerin zu erzählen. „Wissen Sie“, sagt die 50-Jährige, „ich bin froh, dass ich mir das alles hier aufgebaut habe.“
Plötzlich steht das Telefon still
Das ist in dieser Branche mitunter eine notwendige Überlebensstrategie. Selbst für Monika Baumgartner, die 2002 ein gutes Jahr hatte und im ZDF-Fernsehspiel „Der Tod ist kein Beweis“ eine ihrer besten Rollen spielen durfte: die verzweifelte Mutter einer Polizistin, die sich aus Angst vor ihren Kollegen erschießt. Eine Traumrolle, sagt sie, um die sie viele beneideten. „Solche Angebote sind selten. Sehen Sie doch mal, wie wenig Schauspielerinnen in meinem Alter noch im Geschäft sind.“
Aber Baumgartner, die von Jürgen Flimm an der Falckenbergschule entdeckt und von Franz Xaver Kroetz gefördert wurde, hat auch karge Zeiten erlebt. Erstaunlicherweise war die Stunde des größten Erfolgs der Beginn einer halbjährigen Auszeit: 1996, als sie den Bayerischen Fernsehpreis bekam. Obwohl sie längst etabliert war, in „Das schreckliche Mädchen“ von Michael Verhoeven überzeugt hatte, im „Bergdoktor“ oder „Bullen von Tölz“ gespielt hatte. Plötzlich stand das Telefon still. „Es war gespenstisch. Kein einziges Angebot mehr. Die Produzenten dachten: Die Baumgartner hat jetzt genug zu tun.“
Wenn sie aufgeregt ist, dann wird die Münchnerin immer bayerischer – und zuckt zusammen, als sie es bemerkt. „So bin ich nun mal. Es war aber oft auch ein Vorteil, dass ich glaubhaft rüberkomme.“ Eine Volksschauspielerin im allerbesten Wortsinn. Und so ist sie ja auch in den Beruf hineingeraten, damals, vor 32 Jahren, als sie beim Vorsprechen für die Schauspielschule selbst einige Barszenen schrieb und einstudierte – sogar der große August Everding war beeindruckt, als die junge Monika mit ihren pechschwarz gefärbten Haaren vorsprach. „Dann hat er mich vorgeführt, weil ich die ,Maria Stuart‘ nicht dem Schiller zuordnen konnte. Eine Stunde hat er über die Dummheit der Schauspieler geredet, jedes Wort ein Pfeil in meiner Brust.“
» Man fängt immer bei Null an. «
Monika Baumgartner
Nein, es ist wirklich kein leichter Job, auch wenn das in den Medien so scheinen mag. „Man fängt immer bei Null an. Und auf der Couch liegt man auch nicht, weil es ständig was zu lernen gibt.“ Ein „Traumberuf“ sei die Schauspielerei dennoch, und überhaupt, momentan laufe es gut. Hat sie nicht vor kurzem in vier Produktionen in einer Woche mitgespielt? „Außerdem laufe ich noch mit einem super Drehbuch herum. Das muss ich unbedingt verfilmen“, sagt Baumgartner, die neuerdings auch Regie führt.
aus der heutigen sueddeutsche.de