woelfin meinte am 6. Apr, 23:09:
RAWA organisation der frauen in afghanistan
pluhars rede für die bawagcopireit auf ihrer hp erikapluhar.at
RAWA
Frauen-und Menschenrechtsorganisation in Afghanistan
(Referat am 22. Januar 2001, Bawag)
Bei dieser heutigen Veranstaltung des Bundesfrauenkomitees der SPÖ geht es um die Frauen in Afghanistan. Geht es um deren nicht vorhandene Rechte. Geht es um fundamentalistischen Machismus und Frauenfeindlichkeit. Geht es um das soziale und politische Bewußtsein, das man bei afghanischen Frauen wecken möchte. Geht es darum, daß Frauendiskriminierung einerseits, und die Bildung demokratischer Institutionen andererseits nicht unter einen Hut zu bringen sind. Daß Demokratie ohne Freiheit der Frau keine ist.
Um Menschen, wie uns heute, kraft dieses Themas zusammenzuführen, bedurfte es eines katastrophischen Fingerzeigs. Ein Fingerzeig, der längst zum medialen Kasperlespiel herabgewürdigt wurde, und eine scheinheilige Larmoyanz ohnegleichen ausgelöst hat. Dieser ominöse 11. September hat nicht die Welt verändert. Er hat aufgezeigt, in welchem Zustand die Welt ist. Aber wieder und wieder und wieder und wieder ist der Mensch unfähig, Zeichen und Hinweise wahrzunehmen. Wenn ich sage der Mensch, dann spreche ich vom homo sapiens und nicht vom Individuum, vom einzelnen Menschen. Die Kluft zwischen der Vernunft Einzelner und dem Wahn-Sinn auf Erden scheint immer gravierender und unüberbrückbarer zu werden. Der nach-denkende, in Zusammenhängen denkende und Geschehnisse überblicken wollende Mensch wandert mehr und mehr in fassungsloser Isolation durch kollektive und globale Ver-rücktheit. Eine Geisterbahn an Stelle geistiger Standortbestimmung.
So gesehen ist also auch unser aller plötzlich ausgebrochenes Mitgefühl hinsichtlich afghanischer Frauen nur Augenauswischerei, machen wir uns nichts vor. Gregor Gysi hat bei seinem Einwand gegen bundesdeutsche Kriegsteilnahme in Afghanistan treffend formuliert. Er sagte in etwa: die Erwähnung weiblichen Elends, um Bombardements zu rechtfertigen, müßte zur Folge haben, einen Großteil der Welt zu bombardieren.
Und etwa hier liegt auch mein eigener Ansatzpunkt, wenn wir hierzulande Frauenfragen behandeln. Vor allem, wenn – wie in diesem Fall – die sensationsgeile mediale Lupe vergrößernd über eine kleine Region der Welt gehalten wird und plötzlich weltweites Entsetzensgeschrei auslöst. Sieht es doch, die Gesamtsituation der Frau betreffend, auf Erden mehr als dreckig aus. Daß wir Frauen in unserer vielgerühmten westlichen Zivilisation vergleichsweise wie die Maden im Speck leben dürfen, steht fest. Aber denn doch dicht umhüllt von diesem Speck, den wir fressen müssen, auch wenn er uns nicht schmeckt. Einerseits von den fetten kommerziellen Angeboten und Forderungen in Modetorheiten getrieben, in eine schönheitschirurgisch erworbene Hässlichkeit der anderen Art, in Fitness-Verblödung, Altersangst und Depression - oder andererseits auf den erschöpfenden Weg einer Karriere-oder gar Powerfrau (welch scheußlicher Begriff), was meist heißt, der noch bessere Mann sein zu müssen.
Nein – sein Sie mir nicht böse, daß ich den heutigen Abend nicht mit Worten begleite, wie Sie sie vielleicht erwartet haben. Alles, was die untragbare und fürchterliche Situation der Frauen und Menschen in Afghanistan betraf und betrifft, ist uns doch allen gemeinsam klar, widerwärtig und bedrückend genug. Daß es Organisationen und Einzelpersonen gibt, die sich dagegen stellen und zumindest teilweise Abhilfe schaffen wollen, ist mehr als begrüßenswert, es ist heldenhaft. Aber ich selbst, hier, heute, gehöre nicht zu diesen Helden, das steht fest. Ich plädiere deshalb auch bei diesem heutigen Anlaß für ein anderes und entschiedeneres Bewußtsein der Frauen hierzulande. Wie ich stets für Veränderungen oder auch Verbesserungen innerhalb der eigenen Möglichkeiten plädiere, ehe man in den Chor einer wirkungslosen Allgemeinkritik einstimmt. Erwähnt sei ein mir sehr wichtiges Beispiel gezielter hiesiger Kritk: Die Riege unserer derzeitigen Regierungs-Spitzenpolitikerinnen kann doch nicht das Gelbe vom Ei sein! Das kann es doch nicht sein, was man von Frauen erwartet, wenn sie endlich mit Einfluß und – ja, mit Macht – umzugehen in der Lage sind. Sie sind allsamt doch eher Gegen-Beispiele dessen, wie Politik weiblich beatmet oder bestimmt werden sollte. Dessen sollten wir uns bewußt sein.
Ich weiß sehr wohl, wie leicht und unbekümmert es sich anläßt, politische Ratschläge von außen her zu geben, gemessen an der Schwierigkeit aktiven politischen Arbeitens und Handelns. Aber auch Ihnen, den SPÖ-Frauen, sowie der gesamten sozialdemokratischen Partei – sind sie doch unser aller (also aller Vernünftigen in diesem Land) Hoffnungsträger, das sei hinzugefügt! - möchte ich angesichts der verheerenden Regierung, unter der wir zur Zeit leben müssen, noch ein wenig mehr aufs Ganze gehende Courage und oppositionelle Kraft ans Herz legen, die vor allem jedes Liebäugeln nach Rechts-Außen verbieten muß.
Alles, was RAWA ausmacht, ist in Ansätzen auch für uns relevant. RAWA ist ein schönes Wort. Also wünsche ich Ihnen und uns allen hier in Österreich mehr RAWA.
Erika Pluhar
ws: an diesem text liegt mir momentan sehr viel weil ich nichts über betroffenen irakische frauen vom krieg finde
man findet was über soldatinnen
über soldatenwitwen
über frauen die demonstrieren
aber nichts über betroffene frauen im irak